KALENDERBLATT AUGUST 2014

Der Universitätsforschungskutter GADUS – 30 Jahre Einsatz im Dienst der Rostocker Universität

Forschungskutter GADUS vor dem Ostseebad Nienhagen (Foto: G. Niedzwiedz).
Forschungskutter GADUS vor dem Ostseebad Nienhagen (Foto: G. Niedzwiedz).
Schiffsglocke der GADUS (Foto: Gerd Niedzwiedz)

Am 19. Juli 2013 wurde der Forschungskutter GADUS (dt.: Dorsch) außer Dienst gestellt. Das 17 m lange Schiff spielte für das akademische Leben an der Universität Rostock 30 Jahre lang eine sehr wichtige Rolle. Ganze Generationen von Studenten und Wissenschaftlern haben auf diesem 1949 auf der Boddenwerft Damgarten gebauten Schiff (Indienststellungsname „Schwerin“, erste Fischereikennung SAS 105) Proben und  Daten für ihre Studien bzw. Forschungsarbeiten gewonnen sowie praktische Erfahrungen für das Berufsleben sammeln können.

Im Jahr 1979 übernahm die Universität Rostock das Schiff und baute es bis 1983 zum Forschungskutter um. Seither kam die GADUS für spezifische, maritim ausgerichtete Aufgaben der Universität Rostock, anfangs fast ausschließlich im Greifswalder Bodden,  zum Einsatz.

Mit zunehmender Profilierung maritimer Disziplinen an der Universität erwies es sich als vorteilhaft und notwendig, das Schiff vom Liegeplatz in Gager/Rügen nach Rostock zu holen. Von hier aus wurde der Kutter ab 1997 bis zu seiner Außerdienststellung hauptsächlich für die Belange der Meeresbiologie, der Meerestechnik und für die Fischereiforschung im küstennahen Bereich eingesetzt.

Bis zu 12 Gäste konnten auf Tagestouren wettergeschützt transportiert werden und Forschungs- bzw. Lehraufgaben nachgehen. Im Jahr 2005 wurde mit der Installation eines hydraulischen Hebemittels das Einsatzspektrum des Schiffes wesentlich erweitert. Ab sofort waren Geräte für Probennahmen auf See bis zu 1 t Gewicht einsetzbar.  

Häufiges Fahrtziel der GADUS war das Fischereischutzgebiet vor dem Ostseebad Nienhagen. Hier und später auch im Seegebiet Rosenort (ca. 7 km nordöstlich von Warnemünde) wurden und werden zum Teil noch immer die Auswirkungen künstlicher Ostseeriffe erforscht. Die Arbeiten innerhalb dieses Verbundprojektes wurden zwischen 2003-2013 mit mehr als 10 Mio. Euro von der EU und dem Land MV gefördert (Koordination: Landesforschungsanstalt / Institut für Fischerei MV). So konnten über mehrere Jahre diverse wissenschaftliche Projektstellen an der Universität Rostock und bei fünf weiteren wissenschaftlichen Institutionen finanziert werden. Aus den aufgenommenen Langzeitdatensätzen, Messergebnissen und Unterwasserbeobachtungen (ca. 20.000 h Videomaterial) konnten und können außerordentlich wertvolle und einzigartige Erkenntnisse in der maritimen Feldforschung gewonnen werden.

Seit 1996 war der Kutter  GADUS zudem jährlich für mehrere Wochen schwimmende Plattform für die Ausbildung von Forschungstauchern auf der Ostsee. Diese interdisziplinär angelegte, berufsbegleitende und staatlich anerkannte Weiterbildung führt die Universität Rostock als einer von sechs deutschen zertifizierten Ausbildungsbetrieben in Kooperation mit dem IOW und der Landesarchäologie in MV durch. Bis zum Jahr 2013 wurden mehr als 200 junge Wissenschaftler und Studenten auf der GADUS zu Forschungstauchern entsprechend berufsgenossenschaftlicher Richtlinien weitergebildet und geprüft.  

Derzeit bemühen sich Hochschullehrer aus  fünf Fakultäten der Universität Rostock darum einen adäquaten Schiffsersatz zu beschaffen. Aktuelle Aufgaben aber auch geplante Projekte machen Ausfahrten in den küstennahen Bereich mit einem entsprechend ausgestatteten Schiff weiterhin erforderlich.

Der Name eines neuen Universitätsforschungsschiffes könnte lauten: GADUS II. In Erinnerung an den alten Kutter, der endgültig am 30.4.2014 beim Amtsgericht Rostock ausgetragen worden ist, könnte dann auch die alte Schiffsglocke, die vom letzten Kapitän Thomas Sandig in der Abteilung Meeresbiologie zur Verwahrung hinterlegt worden ist, wieder Verwendung finden.

Gerd Niedzwiedz

Quelle

G. Graf, U. Friedrich, N. Jönsson, G.  Niedzwiedz, U. Richter: Der Forschungskutter Gadus, 50 Jahre Einsatz im Dienst der Fischerei und marinen Forschung, Forschungsmagazin der Universität Rostock,  Traditio et Innovation Heft 1, 5. Jahrgang 2000, S. 41-44.