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Nikodem Caro (1871-1935) und die Universität Rostock

Nikodem Caro (Foto: Wikipedia).
Nikodem Caro (Foto: Wikipedia).

Der aus einer angesehenen jüdischen Familie in Łodz stammende Nikodem Caro absolvierte in seiner Heimatstadt die Höhere Gewerbeschule, dann studierte er an der Technischen Hochschule Charlottenburg Natur- und Ingenieurwissenschaften und bestand 1892 die Hauptdiplomprüfung mit gutem Erfolg. 1893 wurde Caro als Assistent für Chemie an der Universität Berlin bei Adolf Pinner (1842-1909) angestellt [1]. Er führte Arbeiten zur Herstellung von Cyaniden durch, die man dringend für die Goldgewinnung benötigte. Gemeinsam mit Adolph Frank (1834-1916) machte er die zufällige Entdeckung, dass beim Erhitzen von Calciumcarbid Cyanamid und nicht das erstrebte Cyanid entstand. 1901 wurde von Albert Frank (1872-1965) festgestellt, dass dieses Calciumcyanamid oder Kalkstickstoff hervorragend als Düngemittel geeignet ist. Schon 1899 hatten Caro und Adolph Frank unter Beteiligung der Deutschen Bank und der Degussa die Cyanidgesellschaft in Berlin gegründet, aus der später die Bayerischen Stickstoffwerke mit einer Fabrik in Trostberg, später auch in Chorzόw und Piesteritz hervorgingen.

Wissenschaftlich beschäftigte sich Caro auch mit der Oxidation von Ammoniak, der Teilverflüssigung von Wassergas und mit Torfgas. Er wurde drei Mal für den Nobelpreis nominiert: 1922 durch Carl Neuberg (1877-1956) und 1932 sowie 1933 durch Walter Nernst (1864-1941) [2].

Zahlreiche Biografien erwähnen seine Promotion gar nicht oder verorten sie in Berlin. Tatsächlich wurde er aber an der Universität Rostock am 16. November 1894 promoviert. Dazu hatte er die bei Pinner entstandene Arbeit „Über die Einwirkung von Hydrazin auf Imidoaether“ eingereicht. Er absolvierte das mündliche Examen über Chemie, Mineralogie, Geologie sowie Experimentalphysik mit magna cum laude [1]. Es ist zu vermuten, dass er bei der Zulassung zur Promotion in Rostock im Gegensatz zur Berliner Universität weniger Hürden wegen seines Abschlusses einer Gewerbeschule zu nehmen hatte.

Caro blieb der Universität Rostock verbunden. Es gibt mehrere Hinweise auf Schenkungen von Caro an die Universität. Im April 1928 gingen z. B. 5000 Reichsmark ein, die zu gleichen Teilen zur Anschaffung von Apparaten der anorganischen, der organischen und der physikalisch-chemischen Abteilung zur Verfügung gestellt werden sollten. Er hat auch „einem Wunsch von Herrn Professor Walden entsprochen und dem Chemischen Institut unserer Universität die Beschaffung eines Apparates zur Gewinnung und Darstellung von flüssiger Luft zugesagt“ [3].

1928 stellten der Agrikulturchemiker Franz Honcamp in seiner Funktion als Rektor und das Konzil der Universität Rostock den Antrag an das Schweriner Ministerium, Nikodem Caro neben Carl Duisberg (1861-1935), die beide zu den führenden Persönlichkeiten in der deutschen Wirtschaft gehörten, zu Ehrensenatoren zu ernennen. Diesem wurde stattgegeben. In seinem Dankschreiben brachte Caro zum Ausdruck, dass es ihm „eine besondere Freude machen wird, soweit dies im Rahmen meiner Stellung möglich ist, an der Entwicklung Ihrer Universität, die mir seinerzeit den ersten akademischen Grad verliehen hat, mitzuarbeiten“ [3]. Bis 1935 wurde Caro in den Vorlesungsverzeichnissen als Ehrensenator geführt. Doch im April 1935 äußerte der Jurist Hans Walsmann gegenüber dem Rektor Paul Schulze (1887-1949) starke Bedenken und forderte, sich bei der Berliner Polizei nach Caro zu erkundigen. Doch Caro war schon 1933 emigriert, er starb im Juni 1935. Im Wintersemester 1935/36 ist Nikodem Caro nicht mehr aufgeführt.

Gisela Boeck

Quellen

[1] Universitätsarchiv Rostock, Promotionsakte Nikodem Caro.

[2] Für diesen Hinweis danke ich herzlich Bettina Lechner, AlzChemAG Chemiepark Trostberg; sie publizierte dieses in der Mitarbeiterzeitschrift des Unternehmens: WIR 1 (2017), S.21.

[3] Universitätsarchiv Rostock, Ehrensenator: Prof. Nikodem Caro 1928-35.