KALENDERBLATT JUNI 2018

Fast vergessen: Ehrendoktor Arnold Sommerfeld

Aus Anlass der 500–Jahr–Feier der Universität Rostock werden am 12. November 1919 sowohl Albert Einstein (1879 –1955) (KB 02/2015) als auch Max Planck (1858 –1947), beides Physiker von Weltruhm, ehrenhalber zum Doktor der Medizin ernannt. Die Ernennung von Einstein zum Dr. med. h. c. beruht auf einem einstimmigen Beschluss der Medizinischen Fakultät laut Sitzungsprotokoll vom 10. Juli 1919, wobei neben Einstein auch über Willstätter abgestimmt wird. Erst am 19.August 1919 wird Planck auf die Liste der Ehrendoktoren der Medizinischen Fakultät gesetzt [1]. Details, warum der Chemiker Richard Willstätter (1872 –1942) in Rostock 1919 nicht ehrenpromoviert wird, sind noch zu untersuchen.

Entwurf der Doktorurkunde (Digitalisat aus [2]).
Entwurf der Doktorurkunde (Digitalisat aus [2]).
Antwortschreiben von Arnold Sommerfeld aus München (Digitalisat aus [2]).
Antwortschreiben von Arnold Sommerfeld aus München (Digitalisat aus [2]).

Geklärt werden konnte aber, dass neben den Nobelpreisträgern Einstein und Planck noch ein dritter weltbekannter Physiker Ehrendoktor unserer Universität ist. Es handelt sich um Arnold Sommerfeld (1868 –1951), seit 1906 Professor am Institut für Theoretische Physik der Universität München.

Die Medizinische Fakultät der Universität Rostock ernennt am 12. Februar 1924 Herrn Geheimrat Professor Dr. Arnold Sommerfeld in Anerkennung seiner hohen Verdienste auf dem Gebiete naturwissenschaftlicher Erkenntnis und aus Dankbarkeit für die an der Universität Rostock gehaltenen Vorträge über die Erforschung des Atoms ehrenhalber zum Doktor der Medizin.

Am 23.02.1924 antwortet Dr. phil. et med. A. Sommerfeld aus München der Rostocker Medizinischen Fakultät zu Händen von Prof. Dr. Walter Frieboes (Dekan 1923/24) und äußert sich lobend über die Rostocker Tage und die freundliche Aufnahme meiner dortigen Vorträge (siehe Digitalisate UAR) [2].

Um welche Vorträge handelt es sich? Bislang kann nur ein Vortrag von Arnold Sommerfeld in Rostock nachgewiesen werden. Am 19.11.1941 fragt Prof. Paul Kunze (KB 02/2014) bei Prof. Sommerfeld wegen eines Vortrages in Rostock an. Der bereits in München emeritierte Professor macht zwei Themenvorschläge: 1.) Eindrücke von einer Weltreise (nach Asien und die USA 1928/29) oder 2.) Struktur der Kristalle und Anordnung der Elektronen im Kristallgitter. Kunze als Physiker entscheidet sich gegen das Feuilletonthema und merkt beim Kristallthema an: Man müßte allerdings die Bedingung stellen, daß von Mathematik Abstand genommen wird. Beim Vortrag am 19.02.1942 in der Aula kommen neben Lichtbildern auch Gittermodelle von Kristallen, ausgeliehen aus den Institutssammlungen der Physik, Chemie oder Mineralogie, zum Einsatz.

Die Einladungen zum Vortrag von Ehrendoktor Sommerfeld werden breit gestreut. Beim abendlichen gemütlichen Beisammensein im Rostocker Hof nehmen ca. 30 Personen des Lehrkörpers der Universität bei gleichzeitiger Abgabe von 100 g Brot-, 20 g Butter- und 50 g Fleischmarken teil. Sie erleben noch die unzerstörte Stadt. Aber bereits kurze Zeit später, im April 1942, treffen Bomben auch die Innenstadt von Rostock.

Reinhard Mahnke

Quellen

[1] A. Könies, H. Albrecht: Albert Einstein – Ehrendoktor der Rostocker Universität. In: Zur Entwicklung der Physik an der Rostocker Universität. Beiträge zur Geschichte der Universität Rostock, Heft 17, 1991, S. 50 – 59.

[2] Akte Prom. Med. 150/1919, Ehrenpromotion Arnold Sommerfeld 1924, UAR