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Über die Zusammenarbeit von Rostocker und kubanischen Chemikern

Vor fast 50 Jahren weilte Hans Kelling im Rahmen des Freundschaftsvertrages der Universidad Central Marta Abreu de Las Villas in Santa Clara und der Universität Rostock für drei Monate als Gastprofessor an der Escuela de Química der dortigen Naturwissenschaftlichen Fakultät. Er hielt damals Lehrveranstaltungen auf dem Gebiet der Spektroskopie und bereitete die wissenschaftliche Zusammenarbeit vor. So entstand auch die erste Diplomarbeit, die von Rostocker Seite aus durch Hans Kelling und von kubanischer Seite durch Jorge Lodos vom Institut für Zuckerderivatforschung in Havanna (ICIDCA) betreut wurde. Diese Arbeit von Roberto Gonzales stand unter dem Titel Spektroskopische Untersuchungen an Furanen.

Hans Kelling bei der Zuckerrohrernte 1970 (Foto: N. Castañedo).
Hans Kelling bei der Zuckerrohrernte 1970 (Foto: N. Castañedo).

Seitdem haben viele Professoren und Doktoren der damaligen Sektion Chemie auf den Gebieten der Organischen Chemie, Spektroskopie, Analytik und Anorganischen Chemie Lehrveranstaltungen in Santa Clara durchgeführt und an Forschungsarbeiten teilgenommen. Im Gegenzug weilten Mitarbeiter der Universidad Central und der Universidad Havanna, aber auch anderer kubanischer Institute wie dem ICIDCA, der Pädagogischen Institute von Manzanillo und Havanna sowie von der Granma Universität in Bayamo in Rostock. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten standen die Synthese und Charakterisierung von potenziell bioaktiven Substanzen. Diese Arbeiten wurden in Santa Clara vor allem von Rosita Rodriguez, Nilo Castañedo und José Quincoces, in Rostock von Klaus Peseke geleitet. Bis 2005 entstanden aus der Zusammenarbeit heraus 16 Doktorarbeiten, 90 Patente und 62 Publikationen.

Klaus Peseke mit den kubanischen Doktoranden Nilo Castañedo und Miguel Aguila im Jahr 1977 (Foto: Institut für Chemie).
Klaus Peseke mit den kubanischen Doktoranden Nilo Castañedo und Miguel Aguila im Jahr 1977 (Foto: Institut für Chemie).
Vor dem Laboratorium in Santa Clara 1991 – 2. v. l. Klaus Peseke, Bildmitte vorne José Quincoces (Foto: K. Peseke).
Vor dem Laboratorium in Santa Clara 1991 – 2. v. l. Klaus Peseke, Bildmitte vorne José Quincoces (Foto: K. Peseke).

Die in Rostock promovierten kubanischen Chemiker hatten u.a. wesentlichen Anteil an der 1990 erfolgten Schaffung einer interdisziplinären Arbeitsgruppe auf dem Gebiet der bioaktiven Substanzen in Santa Clara.

Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass dank der Bemühungen von Hans Kelling und ganz besonders Klaus Peseke – beide wurden zum professor invitado ernannt – sowie mit finanzieller Unterstützung des DAAD auch nach 1990 die Zusammenarbeit sehr erfolgreich fortgesetzt werden konnte. Dabei wurden die Forschungsinhalte weiter ausgedehnt und ab 2005 vor allem von Peter Langer und Christian Vogel betreut. In die Zusammenarbeit wurde auch die Didaktik der Chemie einbezogen, die Betreuung erfolgt hier durch Alfred Flint. Die Kontakte haben sich von Santa Clara nach Bayamo verlagert. Heute ist die Zahl der gemeinsamen Publikationen auf 72 angestiegen. Nach wie vor kommen kubanische Chemiker für kürzere oder längere Aufenthalte an das Institut für Chemie in Rostock, das überdies die kubanischen Partner bis heute mit Literatur, Chemikalien und Geräten unterstützt.Gegenwärtig führen Marian Blanco Ponce und Rodisnel Perdomo Rivera von der Universität Granma in Bayamo in der Rostocker Abetilung für Organische Chemie Forschungsarbeiten durch, die in ihre Promotion einfließen werden.

Die Aufenthalte im jeweiligen Gastland wurden natürlich auch genutzt, um am kulturellen Leben der Arbeitsgruppen teilzunehmen und um die Region und deren Kultur kennenzulernen. In dieser langen Zeit der Zusammenarbeit sind viele Freundschaften entstanden, die bis heute andauern.

Nilo Castañedo und Gisela Boeck

Wir danken Prof. Dr. Klaus Peseke und Dr. Holger Feist für ihre Unterstützung bei den Recherchen.

Klaus Peseke (li.) im Kreise ehemaliger kubanischer Mitarbeiter 2015 (Foto: K. Peseke).
Klaus Peseke (li.) im Kreise ehemaliger kubanischer Mitarbeiter 2015 (Foto: K. Peseke).