Die Malacostraca (`höhere Krebse´) sind die artenreichste Gruppe der Krebstiere. Die Malacostraca zeichnen sich durch eine charakteristische Körpergestalt mit einheitlicher Tagmatisierung aus. Gleichzeitig zeigen sie eine große Vielfalt von Entwicklungsmodi: Direktentwicklung (Entwicklung ohne Larvenstadien), Pseudodirektentwicklung und die Entwicklung über Larvenstadien. Die Entwicklung über eine planktische Naupliusarve mit drei Extremitätenpaaren wird oft alsursprünglicher Entwicklungsmodus angesehen. Nach der aktuellen Phylogenie der Malacostraca ist jedoch die Naupliuslarve unabhängig innerhalb der Gruppe aus einem Vorfahren mit Direktentwicklung oder Entwicklung über eine Larvenform mit höherer Segmentzahl, entstanden.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob ein Teil der Naupliusentwicklung bei Vertretern ohne diese Larve als Larvalrelikt in der Embryogenese auftritt. Vor diesem Hintergrund wurde eine eingehende Untersuchung der Muskelentwicklung von verschiedenen Vertretern der Malacostraca vorgenommen. Zusammen mit der Entwicklung ektodermaler Gewebe wurde die Evolution der Muskelentwicklung unter Vorgabe der aktuellen Phylogenie der Gruppe rekonstruiert.
Die Untersuchungen zeigen, dass ein ursprüngliches naupliales Muster in der Entwicklung von ektodermalen Geweben deutlicher ausgeprägt ist als in der Entwicklung der Muskulatur. Durch Heterochronieanalyse konnte gezeigt werden, dass die unabhängige Entstehung der Naupliuslarve innerhalb der Malacostraca durch eine relativ geringe Zahl zeitlicher Veränderungen ablief und dass evolutive Veränderungen der Muskelentwicklung dabei ein besondere Rolle spielten.