Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

Institut für Biowissenschaften

Fachgebiet: Tierphysiologie, Verhaltensphysiologie

Betreuer: Prof. Dr. Gerhard Manteuffel



Dipl.-Biol. Steffi Mahnhardt (geb. Jaskulke)
(e-mail: jaskulke@fbn-dummerstorf.de )

Erfassung der affektiven Herzaktivität und des Verhaltens beim Hausschwein (Sus scrofa domestica) in einem emotional wirksamen Antizipationsparadigma

Durch Aussagen über die emotionale Bewertung aus Sicht der Tiere könnten mit Hilfe der Nutztierforschung die Haltungsbedingungen optimiert werden. Mit dieser Arbeit wurde aufbauend auf früheren Studien die Antizipationskomponente auf positive und negative Reizungen getrennt von der Handlungskomponente betrachtet (passiv antizipierende Tiere). Durch dieses Versuchsdesign besaßen die Tiere keine Kontrolle über ihre Umwelt, sie konnten weder die Umwelt verändern, noch hatten sie einen Einfluss auf die Fütterung (positiver Reiz) oder die Aversivreizung (Luftstoß). Ziel war es herauszufinden, ob eine wiederholte passive Antizipation eines positiven oder negativen Reizes allein schon ausreicht, um positiv bzw. negativ auf das Wohlbefinden der Tiere zu wirken. Die Emotionen und Stimmungen wurden mit Hilfe der Herzfrequenz- und Herzfrequenzvariabilität, erfasst. Zusätzlich wurden Verhaltensbeobachtungen durchgeführt.

Eindeutige Herz- und Verhaltensreaktionen zeigten eine positive emotionale Reizung während der Antizipation bei den konditionierten Gruppen an. Dies deutet auf einen positiven affektiven Zustand bei den Tieren hin. Die Konditionierung war erfolgreich. Bei der angekündigt negativ behandelten Gruppe konnten jedoch keine antizipationsinduzierten Unterschiede in den Herz- und Verhaltensreaktionen ermittelt werden. Entgegen den Erwartungen wurde keine eindeutige affektive Antizipationsreaktion deutlich, stattdessen konnten die Tiere das Tonsignal wahrscheinlich als Präpuls nutzen um den darauffolgenden negativen Reiz abzuschwächen. Insgesamt reagierten alle Behandlungsgruppen mit positiver Reizung/Fütterung auf den Stimulus Futter mit einem Anstieg der Herzfrequenz und der aktiven Verhaltensweisen. Die Verhaltensreaktionen der Gruppen mit Luftstoßreizung machten eine Habituation an diesen deutlich und zeigten den Wechsel von aktivem zu passivem coping. Insgesamt ergaben die Reaktionen auf wiederholte positive oder negative Reizungen keinen Hinweis auf anhaltende Stimmungsveränderungen. Die bloße Antizipation eines positiven Stimulus (z.B. Futter) ohne die Möglichkeit, diesen aktiv zu erreichen, scheint also nicht geeignet, um eine positive Stimmung zu erzeugen und das Wohlbefinden zu erhöhen.

The understanding of emotions can help to optimize housing conditions but also to improve welfare in farm animals. With regard to previous studies, the animals’ anticipation of positive and negative stimuli without an active component (passive anticipation) was examined for this particular study. In this experimental design, the animals had no control over the environment, feeding or negative stimulus (air puff). The aim of the study was to determine if repeated passive anticipation of positive or negative stimuli can change the emotions, mood and welfare of the animals in a positive or negative way, respectively. Heart reactions (heart rate and its variability)were measured and complemented with behavioral observations.

Distinct heart and behavior reactions in the positive conditioned groups indicated a positive emotional stimulation during the sound signal. This suggested a positive affective state of these animals. Hence, the conditioning was successful. Contrary to the expectations, I could not detect an affective anticipation reaction in the negative conditioned group. Instead, it is possible that the animals could have used the sound signal as a prepulse to relieve the subsequent negative stimulus. Overall, every treatment group with the positive stimulus feed reacted on the stimulus with an increased heart rate and active behavior. The behavior reactions of the groups with the air puff stimulus indicated a habituation to the air puff and a switch from active to passive coping. In summary, the reactions to repeated positive or negative stimuli showed no evidence of continual changes in mood. Just the anticipation of a positive stimulus (feed) without the possibility to seek it actively is not suitable to induce a positive mood and increase welfare.