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Der Physiker Friedrich Hund

Friedrich Hund in den 1920er-Jahren (Foto: Wikipedia).
Friedrich Hund in den 1920er-Jahren (Foto: Wikipedia).

Wenn man sich mit dem Aufbau eines Atoms beschäftigt, wird man mit der HUNDschen Regel konfrontiert. Sie besagt, dass - einfach formuliert - entartete Orbitale zuerst mit je einem Elektron besetzt werden, die den gleichen Spin aufweisen. 1927 entwickelte er zusammen mit Robert Sanderson Mulliken (1896-1986) die Methode der Molekülorbitale.

Weniger bekannt ist die Tatsache, dass der 1896 in Karlsruhe geborene, in Göttingen promovierte und habilitierte theoretische Physiker von 1927 bis 1929 Professor an der Universität Rostock gewesen ist.

Aus den Unterlagen des Universitätsarchivs Rostock geht hervor, dass Hund 1927 Nachfolger von Walter Schottky im Amt des Rostocker außerordentlichen Professors für Theoretische Physik. Die Philosophische Fakultät unterbreitete  folgende Berufungsliste:

1. Friedrich Hund, Universität Göttingen
2. Erwin Fues (1893-1970), Technische Universität Stuttgart
3. Adolf Smekal (1895-1959), Universität Wien.

Seine Tätigkeit an der Universität Rostock beschränkte sich auf wenige Semester (vom 01.10.1927 bis zum 31.03.1929). Zwar wurde ein persönliches Ordinariat beantragt und ihm zum 30. Juli 1928 verliehen, doch schon ein knappes Jahr später folgte Hund einem Ruf nach Leipzig.
Im Zuge der Vorbereitung auf die Wiedereröffnung der Universität Rostock bemühte sich der Dekan der Philosophischen Fakultät, der Chemiker Günther Rienäcker (1904-1989),  im Herbst 1945, Friedrich Hund aus Leipzig wieder nach Rostock zu holen. Er bot ihm eine Berufung auf den ordentlichen Lehrstuhl für Theoretische Physik in Rostock an, die aber von Hund ausgeschlagen wurde.

Die Fotos aus dem Nachlass von Friedrich Hund wurden freundlicherweise von dem Sohn Gerhard Hund zur Verfügung gestellt.

Gisela Boeck, Reinhard Mahnke

Eine Seite aus dem Fotoalbum von Friedrich Hund: Institutsausflug nach Bad Doberan im Jahre 1928 (Das Foto aus dem Nachlass von Friedrich Hund wurde freundlicherweise von seinem Sohn Gerhard Hund zur Verfügung gestellt).

Quellen

[1] Eintrag zu Friedrich Hund im Catalogus Professorum Rostochiensium: purl.uni-rostock.de/cpr/00002341

[2] M. Schroeder (Hrsg.): Hundert Jahre Friedrich Hund. Ein Rückblick auf das Wirken eines bedeutenden Physikers. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 1996.

[3] G. Wiemers: Friedrich Hund (1896 –1997). Zur archivischen Überlieferung des „Jahrhundertphysikers“ in Rostock und Leipzig. In: Tagungsband der Frühjahrstagung der Fachgruppe 8 des Verbandes Deutscher Archivarinnen und Archivare, Rostock, 2001. rosdok.uni-rostock.de/resolve