Lettland feiert seinen bedeutendsten Chemiker

Am 26. Juli 2013 jährte sich der Geburtstag des Chemikers Paul Walden zum 150. Mal. Walden ist weltweit durch seine stereochemischen, physikochemischen und historischen Arbeiten bekannt. Mehrfach wurde er für den Nobelpreis nominiert.

In Würdigung des wissenschaftlichen Werkes von Paul Walden hat die UNESCO diesen Tag in die Liste der Gedenktage aufgenommen (http://www.unesco.org/new/en/unesco/events/prizes-and-celebrations/celebrations/anniversaries-celebrated-by-member-states/2013/). Nachdem bereits im Mai die lettische Post eine Paul-Walden-Briefmarke mit seinem Bildnis, der Walden-Regel und der Darstellung der Walden-Umkehr herausgegeben hatte, organisierte die lettische UNESCO-Kommission  in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Riga, dem lettischen Institut für Organische Synthese, dem Museum in Ungurmuiza und den städtischen bzw. Gemeindeverwaltungen von Riga, Valmiera und Pargauja zahlreiche Erinnerungsveranstaltungen für den 26. Juli.

Als Vertreterin der Universität Rostock, an der Paul Walden von 1919 bis 1934 Professor für Anorganische Chemie gewesen ist und an der heute ein Hörsaal der Chemie seinen Namen trägt, hatte ich Gelegenheit, auf Einladung von Dr. Pēteris Trapencieris hin an diesen Festlichkeiten teilzunehmen. Auf ihn gehen die Paul-Walden-Symposien der Organischen Chemie zurück, die jedes zweite Jahr in Riga stattfinden und in deren Rahmen die Paul-Walden-Medaille verliehen wird.

Das umfangreiche Programm begann in Riga auf der Insel Kipsala (http://www.rtu.lv/en/content/view/3930/2078/lang,en/). In Gegenwart des Enkels von Paul Walden, Prof. Dr. Erkki Hollo aus Helsinki, verlieh der Rektor der Technischen Universität, Prof. Dr. Leonīds Ribickis, der zum Chemischen Institut führenden Straße den Namen „Paul Walden“, dessen Werk u.a. durch den Direktor des Senats der Lettischen Akademie der Wissenschaften, dem Akademiemitglied Prof. Dr. Jānis Stradiņš, gewürdigt wurde. Stradiņš hat sich in den 1980er-Jahren intensiv mit dem Leben von Paul Walden beschäftigt und konnte den Nachweis erbringen, dass Waldens Vorfahren Letten gewesen sind.

Auf dem Weg nach Valmiera, in Rubene, berichtete Pēteris Trapencieris vor dem Gebäude der ehemaligen Elementarschule von der Schulbildung Paul Waldens, die hier begann. Durch das Leben in der Familie des Lehrers, dessen Frau Deutsche war, lernte Walden die deutsche Sprache und die deutsche Kultur kennen. Die weiterführenden Schulen, die Walden besuchte, waren ebenfalls deutsche Einrichtungen.

In Valmiera, dem Geburtsort von Waldens Frau, trägt seit dem 26. Juli eine Straße den Namen „Paula Valdena iela“ (http://unity.lv/lv/news/937910/). Dabei handelt es sich um die Zufahrtsstraße zu dem bekannten Glasfaserwerk des Ortes. Die Namensverleihung wurde begleitet von Ansprachen des Exekutivdirektors der Stadtverwaltung (Jānis Baiks), der Museumsdirektorin aus Valmiera (Iveta Blūma) und eines Mitglieds der Generalversammlung der lettischen UNESCO-Kommission (Prof. Dr. Ina Druviete).

Paul Walden wurde auf dem Vorwerk Pipen in der Region Rozula geboren. Sein Geburtshaus wurde später um etwa 10 km versetzt, weil das Holzhaus  zur Unterbringung von Lehrern gebraucht wurde. Es steht nun – steinverstärkt – auf dem Kalniņi-Hügel. Dort hatten sich zahlreiche  Einwohner der Region versammelt. Ein schönes lettisches Kulturprogramm begleitete hier die Enthüllung einer Gedenktafel am Haus.

Der Tag endete mit dem Besuch des Gutshauses Ungurmuiza, das heute Museum ist und von Ieva Malcenice geleitet wird. Zu dem Haus gehört ein wunderschöner Park. Schon vor vielen Jahren war damit begonnen worden, den Eichen durch Abholzung kleiner Bäume und Sträucher mehr Lebensraum zu geben. Da Walden als Hauslehrer auch öfter in diesem Gut geweilt hatte, war schon vor geraumer Zeit eine der Eichen nach ihm benannt worden. Leider ist diese dann irgendwann umgefallen. Nun trägt eine neue Eiche wieder seinen Namen.

Mit einem Geburtstagskaffeetrinken im Park ging dieser beeindruckende Tag zu Ende, der gezeigt hat, wie viel Aufmerksamkeit Lettland seinem bedeutenden Wissenschaftler schenkt.

Gisela Boeck

Der Kontakt zu Dr. Trapencieris entstand durch folgenden Artikel von Sarah Everts:

http://cen.acs.org/articles/91/i29/Latvia-Celebrates-Paul-Walden.html.

No images found.