KALENDERBLATT DEZEMBER 2011

Erster Lehrstuhl für Chemie

Verhandlungen über die Besetzung des Lehrstuhls für Chemie und Pharmazie (Foto: [3]).
Verhandlungen über die Besetzung des Lehrstuhls für Chemie und Pharmazie (Foto: [3]).

Im Jahre 1811 verließ der Inhaber des Lehrstuhls für Naturgeschichte, Chemie und Botanik, Heinrich Friedrich Link (1767-1851) die Universität Rostock. Im Vorfeld war sein Lehrstuhl aufgrund des hohen wissenschaftlichen Rufes, den Link genoss, zwar der (ranghöheren) Medizinischen Fakultät zugeordnet worden, doch das hinderte ihn nicht, den Ruf der Universität Breslau anzunehmen.
Im November 1811 verhandelte die Medizinische Fakultät die Neubesetzung. In diesem Zusammenhang wurde entschieden, den Lehrstuhl in eine Professur für Naturgeschichte und Botanik und eine für Chemie und Pharmazie zu teilen.
In den Akten des Universitätsarchivs kann man nachlesen, dass es durch die damit verbundene Teilung des Gehalts schwierig wurde, "vorzügliche Männer" nach Rostock zu holen. Auf der Liste standen solche bekannten Namen wie Sigismund Friedrich Hermbstaedt (1760-1833), Karl Wilhelm Gottlob Kastner (1783-1857) oder Louis-Nicolas Vauquelin (1763-1829). Schließlich entschied man sich für den Rostocker Apothekersohn Gustav Mähl (1789-1833), der in Göttingen Medizin und Naturwissenschaften studiert hatte und den der berühmte Johann Bartholomäus Trommsdorff (1770-1837) empfohlen hatte. Er konnte nur zwei Publikationen vorweisen, doch viel wichtiger war die Tatsache, dass "der große Waarenvorrath seines Vaters und dessen Laboratorium den Zuhörern zu chemischen und pharmazeutischen Übungen dienen kann." 1811 hatte die Universität nämlich noch kein eigenes Laboratorium, obwohl Link dieses bereits im Jahr 1806 ausdrücklich eingefordert hatte.

Mähl erhielt die Professur, trieb die Entwicklung der Chemie aber kaum voran. Vor allem gab es Klagen aus der Medizinischen Fakultät, weil er die angehenden Mediziner nicht zeitgemäß ausbildete. Mähl schaffte es auch nicht, die Einrichtung eines chemischen Labors an der Universität durchzusetzen. Das gelang erst 1834 durch Bemühungen seines Nachfolgers Helmuth von Blücher (1805-1862).

Gisela Boeck

Quellen

[1] Eintrag zu Heinrich Friedrich Link im Catalogus Professorum Rostochiensium: purl.uni-rostock.de/cpr/00000604

[2] Eintrag zu Gustav Peter Samuel Mähl im Catalogus Professorum Rostochiensium: purl.uni-rostock.de/cpr/00002413

[3] Universitätsarchiv Rostock, Medizinische Fakultät, Wiederbesetzung der Stelle des Herrn Hofrat Link 1811/12.