KALENDERBLATT OKTOBER 2012

Friedrich Gaedcke

Friedrich Georg Carl Gaedcke ist ein Alumnus der Universität Rostock, jedoch den Chemikerinnen und Chemikern gewöhnlich kein Begriff, es sei denn, sie beschäftigen sich mit der Substanzklasse der Alkaloide. Dann kann man auf die (unrichtige) Information stoßen, dass Gaedcke das Kokain isoliert habe.

Gaedcke wurde am 5. Juni 1828 in Bonn geboren. Um 1844 begann er eine Apothekerlehre bei Dr. Bernhard Friedrich Kühl in der Ratsapotheke Rostock. Wegen der späteren Übernahme der Apotheke in Dömitz muss Gaedcke nach der von 1830 bis 1875 geltenden Medizinalordnung in Rostock vor dem Medizinalkollegium die Apothekerprüfung abgelegt haben. Dazu war gewöhnlich der Universitätsbesuch Voraussetzung.

Aus einem Vermerk in der Promotionsakte ist bekannt, dass der „Candidat der Pharmacie“ Gaedcke von Michaelis 1850 bis Michaelis 1851 an der Universität Rostock Vorlesungen besucht hat. Ihm konnte aber wegen der fehlenden Immatrikulation kein Abgangszeugnis ausgestellt werden. Aus der Publikation „Über die Reinigung des Weinsteins; von F. Gädike [sic!], Stud. Pharm. in Rostock“ in dem Archiv der Pharmazie 117 (1851) S. 44 – 46 ist zu erfahren, dass Gaedcke unter dem Chemiker Franz Ferdinand Schulze (1815 –1873) in dessen Universitätslabor (also im „Neuen Museum“) experimentell gearbeitet hat. Er hat den rohen stark kalkhaltigen Weinstein gereinigt. Dieses Verfahren wurde für zehn Jahre patentiert. Nach einer zweijährigen Tätigkeit in einem Betrieb für chemisch-pharmazeutische Präparate ging Gaedcke nach Berlin. 1854 hat er im Privatlaboratorium von Franz Leopold Sonnenschein (1817–1879) Cocablätter untersucht. Darüber berichtete er in einem Privatdruck aus dem Jahre 1854 und ein Jahr später im Archiv der Pharmazie. Das Erythroxylin war ein Gemisch von Alkaloiden, reines Cocain konnte erst Albert Niemann (1834 –1861) in Göttingen isolieren.

Mit der Arbeit über das Erythroxylin wurde Gaedcke im November 1854 in Jena promoviert. Sein Wunsch, in eine chemische Fabrik einzutreten, erfüllte sich nicht. 1856 übernahm Gaedcke die Apotheke in Dömitz. Weitere wissenschaftliche Arbeiten sind nicht überliefert.

Gisela Boeck

Vermerk aus der Promotionsakte von Friedrich Gaedcke (Foto: [2]).
Vermerk aus der Promotionsakte von Friedrich Gaedcke (Foto: [2]).
Veröffentlichung im Archiv der Pharmazie 132 (1855) 141–150 (Foto: [2]).
Veröffentlichung im Archiv der Pharmazie 132 (1855) 141–150 (Foto: [2]).

Quellen

[1] R. Zaunick, Zur Geschichte der Kokain-Isolierung: Der Dömitzer Apotheker Friedrich Gaedcke (1828 –1890). In: Beiträge zur Geschichte der Pharmazie und ihrer Nachbargebiete 7 (1956) 5 –15.

[2] Universitätsarchiv Jena, Bestand M, Nr. 342 und 343.