KALENDERBLATT JUNI 2014

Richard Wachsmuth – Von Rostock nach Frankfurt

Richard Wachsmuth (geboren am 21.03.1868 in Marburg, Studium der Naturwissenschaften in Heidelberg, Berlin und Leipzig, Promotion 1892, venia legendi 1896) kommt aus Göttingen im Juni 1898 als ao. Professor der Physik an die Universität Rostock [1]. Der Ordinarius Ludwig Matthiessen leitet das Physikalische Institut von 1874 bis 1905. Im Jahre 1886 wird Privatdozent Paul Moennich sein Mitarbeiter, gefolgt von Richard Wachsmuth. Die folgende Abbildung zeigt die personelle Entwicklung der Experimentellen und Theoretischen Physik an der Universität Rostock.

Chronologische Übersicht der Rostocker Physik-Professoren und -Dozenten von 1874 bis 1945. Diese Zeitleiste ist eine Visualisierung der Daten auf Basis des Rostocker Professoren-Katalogs (CPR), erstellt von R. Mahnke.
Chronologische Übersicht der Rostocker Physik-Professoren und -Dozenten von 1874 bis 1945. Diese Zeitleiste ist eine Visualisierung der Daten auf Basis des Rostocker Professoren-Katalogs (CPR), erstellt von R. Mahnke.

Nach Emeritierung des 75jährigen Matthiessen im Jahre 1905 hat R. Wachsmuth kommissarisch für ein Semester die Institutsleitung inne und verlässt anschließend Rostock als Ordentlicher Lehrer an die Militärakademie zu Berlin. Seine Karriere setzt er 1907 in Frankfurt a. M. fort [2]. Nach einer Dozentur am dortigen Physikalischen Verein, einer Professur für Experimentalphysik an der Akademie wird Wachsmuth am 16.08.1914 der erste Rektor der neugegründeten Königlichen Universität zu Frankfurt am Main. Gleichzeitig ist er Direktor des Physikalischen Universitäts-Instituts. Während seiner Institutsleitung wird dort im November 1921 der weltbekannte Stern-Gerlach Versuch durchgeführt, siehe dazu auch das Kalenderblatt zu Otto Stern. Am 1. Januar 1941 verstarb Wachsmuth in Icking bei München im Alter von 72 Jahren.
Kommen wir nochmals auf Wachsmuths Rostocker Zeit zurück. Ab Wintersemester 1898/99 führen Matthiessen und sein erster Mitarbeiter das Physikalische Praktikum häufig gemeinsam durch. Ao. Professor Wachsmuth bietet eine Reihe von Vorlesungen an, so jährlich die Mechanische Wärmetheorie bis WiSe 1904/05, Potentialtheorie (1899/1900 bis 1903/04), Ausgewählte Kapitel der Hydro- und Elektrodynamik (1901) und andere.
Ein bleibender Verdienst von Richard Wachsmuth ist sein Aufsatz [3] von 1901 über das (erste) Rostocker Physikalische Institut auf dem Hof des Universitätshauptgebäudes (Anschrift: Kröpeliner Str. 2), siehe Abb. 2. Diese detallierte Schilderung ist für die Forschung zur Geschichte der Rostocker Physik von großer Relevanz. Über die Studenten schreibt Wachsmuth [3]: „Die Zahl der Studirenden, welche an den praktischen Uebungen theilnehmen beträgt im Semester etwa 40-50, die der selbstständig Arbeitenden 5-10“.

Reinhard Mahnke

Dieses Gebäude beherbergte viele Jahre das Physikalische Institut (Foto: D. Bojarski).
Dieses Gebäude beherbergte viele Jahre das Physikalische Institut (Foto: D. Bojarski).
Im Jahre 2006 wurde das Gebäude abgerissen (Foto: D. Bojarski).
Im Jahre 2006 wurde das Gebäude abgerissen (Foto: D. Bojarski).

Quellen

[1] Eintrag zu Richard Wachsmuth im Catalogus Professorum Rostochiensium: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00002372.
[2] W. G. Saltzer: Richard Wachsmuth. In: K. Bethge und H. Klein (Hrsg.): Physiker und Astronomen in Frankfurt, Alfred Metzner Verlag, Frankfurt, 1989, S. 1–12.
[3] R. Wachsmuth: Das Physikalische Institut. In: Festschrift der XXVI. Versammlung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, Rostock, 1901, S. 318–320.