KALENDERBLATT NOVEMBER 2016

Von feierlustigen Mathematikern

Das mehr oder minder starke Interesse der Studenten der Sektion Mathematik an der Fachwissenschaft konkurrierte auch in den 1980er Jahren mit einem ausgeprägten Interesse an ausgelassenen, meist feucht-fröhlichen Partys – insbesondere angesiedelt in ihrem Studentenwohnheim Friedrich-Engels-Straße 104 - 107 (heute St.-Georg-Straße).  

In Erinnerung sind Gelage in Studentenzimmern im „Jungsgeschoss“  mit Studentinnen aus den „Mädchengeschossen“ und eimerweise Bier aus dem nahen Reifer-Eck von Wirt Erich. Nahezu monatlich fanden HEIDIs (HEimDIsko) in der Professoren-Mensa im Kellergeschoss statt, ebenda jährlich am 11.11. der LUMPENBALL (organisiert von engagierten Studenten höherer Studienjahre und ab ca. 1982 der HEIDI-Mannschaft). Nach dem Wintersemester folgten Bergfeste und ein vergleichsweise seriöser MATHEBALL mit Dozenten und Studenten (organisiert und kulturell bestritten von Lehrerstudenten des jeweils 3. Studienjahres). Diplom-Feiern beendeten das Studienjahr.

Legendärer, kultureller Höhepunkt mit mindestens universitätsweiter Resonanz war jedoch der MAFA (MAthe-FAsching). Verteilt über alle vier Geschosse des Wohnheims herrschte an zwei Tagen Ende Februar der „Ausnahmezustand“. Die 750 Eintrittskarten pro Tag waren im Vorverkauf schnell vergriffen und galten sogar als Tauschwährung für Mangelwaren.

Eintrittskarte des Autors vom MAFA 1988.
Eintrittskarte des Autors vom Matheball 1988.

Zu den sichtbaren Vorbereitungen auf den MAFA zählte das Ausschmücken der Etagen, besonders das Plakatieren der Wände in Sälen, Fluren und im Treppenhaus mit meist recht anzüglichen Karikaturen. Diese wurden in wochenlanger Arbeit von dutzenden freiwilligen Helfern – angeleitet von erfahrenen Kommilitonen - auf großformatige Papierbögen projiziert, skizziert und liebevoll ausgemalt.

An den „Tollen Tagen“ begann das Gedränge schon am Einlass, dann strömten trotz Limitierung weit über 1000 Studenten, Mitarbeiter, Professoren und ihre Gäste in Feierlaune über Treppen und Flure.

Insbesondere in der Professoren-Mensa im Kellergeschoss tobten ein­falls­reich und aufreizend verkleidete Narren bei Live-Musik von FROG oder BADISTER oder lagerten auf ausgelegten alten Matratzen im Dunst von Zigarettenqualm, Schweiß und reichlich Alkohol. Die feuchte Luft kondensierte alsbald an der Kellerdecke und tropfte auf den Boden und die Tanzenden ... Jede Etage wurde genutzt: Seitenflure wurden zu Garde­roben umfunktioniert, das Foyer im Erdgeschoss zur Bühne für frivol-kabarettistische Programme mit Gesangs­einlagen, auch gewürzt mit Spitzen gegen DDR- und Hochschulpolitik. Aus Küchen und Duschräumen wurden „Liebesnester“ und Bars, an denen leicht bekleidete Studentinnen „Assi-Knicker“ und andere „edle“ Getränke aus­reichten. Der MAFA stand schnell im Ruf, Anfang oder Ende so mancher Beziehung geworden zu sein. Als Erinnerung an den MAFA hört man häufig: „Es war einfach nur voll.“ und „Wir waren jedes Jahr da, auch noch nach dem Studium.“

Wenn Sie Ihre MAFA-Erinnerungen mit uns teilen möchten, zögern Sie nicht, und erzählen Sie uns von Ihrem lustigen Studentenleben!

Andreas Straßburg

11.11.1981, unbekannte Akteure auf dem Lumpenball (Foto: privat).
Mathe-Diplom-Feier 1986 im MELI. v. l. n. r. U. Szyska, Prof. G.Pazderski, Prof. W. Engel, Prof. H.-W. Stolle, W. Straßburg (Foto: privat).