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Ehrenpromotionen der Physik seit 1990

Die Würde eines Ehrendoktors der Naturwissenschaften doctor rerum naturalium honoris causa (Dr. rer. nat. h. c.) der Universität Rostock ist seit 1990 an fünf Wissenschaftler aus dem Fachgebiet Physik verliehen worden:

Yuri Lvovich Klimontovich (Foto: UAR).
Yuri Lvovich Klimontovich (Foto: UAR).

Am 25.10.1990 an den russischen Theoretischen Physiker Prof. Dr. Yuri Lvovich Klimontovich (28.09.1924 –27.11.2002) auf Initiative von Physikern der Universitäten Rostock und Greifswald sowie Berlin.

Als Initiatoren sind insbesondere Prof. Dr. Dietrich Kremp und Dipl.-Phys. Michael Bonitz (geb. 1960, seit 2003 Professor an der Universität Kiel) aus Rostock sowie Prof. Dr. Werner Ebeling aus Berlin. Alle drei haben längerfristige Aufenthalte an der Moskauer Lomonossov Universität zur gemeinsamen Arbeit mit Yuri Klimontovich genutzt: Werner Ebeling Anfang der 1960er Jahre als Aspirant, Dietrich Kremp danach als Gastwissenschaftler und Michael Bonitz als Student (Diplomand) in den 1980er Jahren.

Der Antrag auf Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Wilhelm-Pieck-Universität Rostock datiert vom 14.04.1988. Die Sektion Physik begründet auf fünf Seiten ihren Antrag und endet damit, dass eine derartige Auszeichnung für einen Wissenschaftler vom Range Prof. Dr. Klimontowitschs auch der Wilhelm-Pieck-Universität zur Ehre gereichen würde [1].

Obwohl sowohl der Fakultätsrat der MNF am 25.04.1988 als auch der Senat der Universität am 17.12.1988 dem Antrag zustimmen, kommt die geplante Ehrendoktorwürde aus Anlass des 65. Geburtstags von Prof. Klimontovich am 28. September 1989 nicht zustande. Erst nach der politischen Wende genehmigt am 16.06.1990 der Ministerrat der DDR, Ministerium für Bildung und Wissenschaft mit Schreiben von Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, die Rostocker Ehrenpromotion. Der Festakt beginnt am 25.10.1990 um 14 Uhr in der Aula im Universitätshauptgebäude.

Aus der Urkunde: Damit werden seine herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der statistischen Physik und der kinetischen Theorie der Plasmen und Gase sowie seine langjährigen Verdienste um die Förderung der Theoretischen Physik an der Universität Rostock gewürdigt.

Vita [2,3]: Physik-Diplom 1948 an der Moskauer Staatlichen Universität (MGU), Promotion 1951 bei N. N. Bogoljubov, Habilitation 1962, 1964 Ernennung zum Professor an der Physikalischen Fakultät an der MGU, oftmaliger Gastprofessor, u. a. in Rostock und Brüssel, Autor einflussreicher Fach- und Lehrbücher zur Statistischen Physik und zur Theorie von Nichtgleichgewichtsprozessen.

Hans Arwed Weidenmüller (Foto: UAR).
Hans Arwed Weidenmüller (Foto: UAR).

Am 07.07.2000 an den deutschen Theoretischen Physiker Prof. Dr. Hans Arwed Weidenmüller (geb. 26.07.1933 in Dresden) auf Vorschlag von Prof. Dr. Gerd Röpke.

Aus der Urkunde: In Würdigung seiner herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der statistischen Physik, speziell der Herausarbeitung einer neuen statistischen Theorie für die Beschreibung von Reaktionen in finiten Systemen.

Friedrich Hensel mit dem Rektor, Prof. Dr. Hans Jürgen Wendel (rechts), und dem Dekan, Prof. Dr. Gerhard Graf (links), (Foto: UAR).
Friedrich Hensel mit dem Rektor, Prof. Dr. Hans Jürgen Wendel (rechts), und dem Dekan, Prof. Dr. Gerhard Graf (links), (Foto: UAR).

Am 29.11.2002 an den deutschen Physikochemiker Prof. Dr. Friedrich Hensel (geb. 16.07.1933 in Essen) auf Vorschlag von Prof. Dr. Ronald Redmer.

Aus der Urkunde: Damit werden seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Hochdruckphysik . . . sowie seine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Universität Rostock gewürdigt.

Vladimir Evgenievich Fortov (Foto: ITMZ).
Vladimir Evgenievich Fortov (Foto: ITMZ).

Am 16.06.2006 an den russischen Theoretischen Physiker Prof. Dr. Vladimir Evgenievich Fortov (geb. 23.01.1946 in Noginsk) auf Vorschlag von Prof. Dr. Ronald Redmer.

Aus der Urkunde: Damit werden seine Pionierleistungen auf dem Gebiet der Erzeugung und Diagnostik von dichten, stark korrelierten Plasmen gewürdigt. In einer Reihe von bahnbrechenden Arbeiten konnten dadurch neue Zustände von Materie bei hohen Energiedichten erstmals experimentell untersucht werden. Herr Fortov hat diese Forschungsrichtung der Physik in Rostock durch eine langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit entscheidend mitgeprägt und gefördert.

Roland Sauerbrey in Begleitung des Rektors, Prof. Dr. Wolfgang Schareck (rechts), und des Dekans der MNF, Prof. Dr. Hendrik Schubert (links) (Foto: ITMZ).
Roland Sauerbrey in Begleitung des Rektors, Prof. Dr. Wolfgang Schareck (rechts), und des Dekans der MNF, Prof. Dr. Hendrik Schubert (links) (Foto: ITMZ).

Am 07.05.2010 an den deutschen Physiker Prof. Dr. Roland Sauerbrey (geb. 28.10.1952 in Coburg) auf Vorschlag von Prof. Dr. Karl-Heinz Meiwes-Broer in seiner Eigenschaft als Sprecher des Sonderforschungsbereiches (SFB 652) Strong correlations and collective effects in radiation fields: Coulomb systems, clusters and particles.

Aus der Urkunde: Damit werden seine grundlegenden Beiträge zur Laserphysik und zur Laser- Materie-Wechselwirkung bei hohen Intensitäten sowie seine Arbeiten zu deren Anwendung in der Radiotherapie gewürdigt.

Reinhard Mahnke

Quellen

[1] Akte Ehrenpromotion Juri Lwowitsch Klimontowitsch, Universitätsarchiv Rostock.

[2] M. Bonitz, W. Ebeling, Yu. M. Romanovsky: Contributions of Yuri L. Klimontovich to the kinetic theory of plasmas, Contributions to Plasma Physics 43 (2003), 247–251.

[3] R. Balescu, S. Trigger, M. Bonitz: In memoriam: Yuri Lvovich Klimontovich, Journal of Physics: Conference Series 11 (2005), Kinetic Theory of Nonideal Plasmas.