KALENDERBLATT JULI 2013

Der Mathematiker Martin Krause

Johann Martin Krause (Foto: UAR).

Am 29.6.1851 im ostpreußischen Wilknitt (Wilknity) geboren, studierte Martin Krause von 1870 bis 1874 im nahen Königsberg Mathematik bei F. J. Richelot (1808-1875) und Physik im ersten Mathematisch-Physikalischen Seminar bei F. E. Neumann (1798-1895) und C. G. J. Jacobi (1804-1851). In Heidelberg 1873 unter  L. Königsberger  (1837-1921) promoviert, ging er nach der Habilitation 1875 zunächst als Privatdozent nach Breslau, von wo er 1878 nach Rostock als Nachfolger Hermann Karstens (1830-1877) berufen wurde.

Die Wiederbesetzung dieser Professur für Mathematik und Mineralogie war überaus schwierig, aber letztlich für die Philosophische Fakultät gewinn­bringend. Rektor F. W. Schirrmacher (1824-1904) bemerkte noch Ende Oktober 1877 dazu, dass es unmöglich sei, in der Karstennachfolge einen Kandidaten zu finden, der Mathematik und Mineralogie abdecke. Die Diskussion hierüber mündete seitens der Philosophischen Fakultät in dem Vorschlag, zum Nutzen der Wissen­schaft und der Universität zwei Berufungen vorzunehmen. Der Vorschlag wurde im Konzil erfolgreich vertreten und führte zur Berufung von E. Geinitz (1854-1925) als ao. Professor der Mineralogie und Geologie.  Die Kandidatenliste der Mathematik lautete:

1. C. Harnack (1851-1888),

2. H. Bruns (1848-1919),

3. S. Günther (1848-1923),

4. A. Wangerin (1944-1933),

5. M. Krause (1851-1920),

6. Voss (1869?).

Bemerkenswert ist der Hinweis auf einen sehr geeigneten siebten Kandidaten, Max Noether (1844-1921), der aber „wegen seiner israelitischen Confession [als] nicht berufbar“ galt.

Am 10. Juli 1878 erhielt Krause durch Großherzog Friedrich Franz II. die Ernennungsurkunde als ordentlicher Professor der Mathematik an der Universität Rostock. Gleichzeitig erging an den Dekan der Philosophischen Fakultät L. Matthiessen (1830-1906) der Auftrag, Krause zum Wintersemester 1878 in sein Amt einzuführen, was zusammen mit Geinitz unter Rektor Schirrmacher am 17.10.1878 erfolgte.

Bereits 1879 gründeten Matthiessen und Krause das Mathematisch-physikalische Seminar, sicher auch inspiriert durch Krauses Königsberger Zeit, die ihn mit den Methoden der mathematischen Physik bekannt machten.

Krause zeichnete sich als Forscher, Lehrer und unermüdlicher Publizist aus. Seine mathematischen Interessen waren besonders auf die Theorie der elliptischen und hyperelliptischen Funktionen konzentriert. Erwähnenswert sind auch Krauses tatkräftige Mitarbeit in der Deutschen Mathematiker­vereinigung - deren Präsident er 1909 wurde - und seine Beiträge zu den Reformbestrebungen des mathematischen Unterrichts an den Höheren Schulen, insbesondere zur Einführung der Differential- und Integralrechnung.

1888 verließ Krause Rostock und folgte einem Ruf an die TH Dresden auf die Stelle des verstorbenen C. G. Harnack. Krause starb 1920 in Dresden.

Andreas Straßburg

Quellen

[1] Eintrag zu Martin Krause im Catalogus Professorum Rostochiensium: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00001311
[2] Volk, Otto: Krause, Martin. In: Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S. 683 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116399902.html
[3] www.extavium.de/Franz-Neumann-Seminar_Historie.pdf‎
[4] Universitätsarchiv Rostock: Akten o. Prof. M. Krause und PhilFak 235