KALENDERBLATT MÄRZ 2013

Hermann Karsten - Mathematiker und Naturwissenschaftler

Porträtbild von Hermann Karsten (Foto: UAR).
Unterschrift von Hermann Karsten (Foto: http://waller.ub.uu.se/28714.html).

Hermann Karsten wurde am 3. September 1809 in Breslau als Sohn des Metallurgen und Mineralogen Karl  J. B. Karsten (1782-1853) geboren.  Bereits  1829 promovierte er in Berlin zum Thema  De cristallographiae mathematicae problematicis nonnullis.  Bei anschließenden Studienaufenthalten in Königsberg bei  Friedrich W. Bessel (1784-1846) widmete er sich astronomischen Forschungen.  Dem Wunsch seines Großvaters und ehemaligen Rostocker Mathematikprofessors Wenzeslaus  J. G. Karsten  (1732-1787) folgend habilitierte sich Karsten im Frühjahr 1830 an der Universität Rostock für  Mathematik und Mineralogie.

Als Dozent und anschließend außerordentlicher Professor der  Mathematik hielt er Vorlesungen über Experimentalphysik,  Analytische Geometrie sowie Differential- und Integralrechnung, Populäre Astronomie, Analytische Geometrie und Mineralogie. Er kündigte auch eine Veranstaltung zu Schiffswissenschaft mit Hilfe von Mathematik und Physik an.

Mit seinem Ruf zum ordentlichen Professor für Mathematik und Astronomie auf die Stelle des 1835 verstorbenen Peter J. Hecker (1747-1835) übernahm er auch  Aufgaben in Kommissionen und bei der Verwaltung von Kassen der Universität.

Seine wissenschaftliche Tätigkeit umfasste mineralogisch-geologische Forschungen, z. B. über Bernsteine an der Ostseeküste, meteorologische Beobachtungen  und astronomische Untersuchungen.

Das von ihm zwischen 1830 bis 1850 herausgegebene Kleine astronomische Almanach, vorzüglich zum Gebrauch für Seeleute zeigte sein starkes Interesse an der  Verbesserung nautischer Fertigkeiten der Seefahrer des Landes. Das bestimmte zunehmend sein Wirken.  So war er ab  1854 Direktor der Rostocker Navigationsschule und  Ausschussmitglied des Vereins für Rettung Schiffbrüchiger und  Vorsitzender der Navigations-Prüfungsbehörden zu Rostock und Wustrow. Hermann Karsten vertrat den Rostocker Nautischen Verein  als Repräsentant auf den General­versamm­lungen des Deutschen Nautischen Vereins (DNV) und war in der Zeit von 1874-1875 dessen Vorsitzender.

"Der alte Karsten galt als eine der bekanntesten und allgemein bei allen Parteien, obwol er seine liberale Ueberzeugung nie verhehlte, beliebtesten Persönlichkeiten in ganz Mecklenburg. Sein Einfluß im bürgerlichen Leben, der zuletzt den wissenschaftlichen weit überwog, war daher ein tiefgreifender, welcher der Universität eine Einwirkung auf die verschiedensten Lebenskreise eintrug, die ihr sonst versagt gewesen wäre. Auch die Regierung wußte diese Vertrauensstellung in vielen Aufträgen zu würdigen." [1]

Er starb nach kurzer Krankheit in Folge einer Lungenentzündung am 26. August 1877 in Bad Reinerz (heute Duszniki-Zdrój, Polen).

Das Rektorat der Universität  hatte Hermann Karsten  in den Jahren 1844-1846 sowie  1873-1874 inne.  Außerdem verwaltete er das Rektorat gegen  Ende  des Jahres 1848 als Prorektor an Stelle des in die politische Bewegung verwickelten Rektors Christian L. T. Wilbrandt (1801-1867).

Wegen der Namensgleichheit und ähnlicher Forschungsgebiete wurde er  vielfach mit seinem Cousin, dem bedeutenden Botaniker und Geologen Hermann Karsten (1817-1908), verwechselt.

Andreas Straßburg

Quellen

[1] Allgemeine Deutsche Biographie, Band 15, Kähler-Kircheisen, Leipzig, 1882.

[2] Eintrag zu Hermann Karsten im Catalogus Professorum Rostochiensium: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00001304

[3] P. Falkenberg: Die Professoren der Universität Rostock von 1600 bis 1900, S. 348, Manuskript um 1900.

[4] W. Engel: Mathematik und Mathematiker an der Universität Rostock 1419 – 2004. In: Rostocker Mathematisches Kolloquium 60, Rostock 2004.