KALENDERBLATT DEZEMBER 2012

Die Biologische Station Zingst

Winter 1977/78: Die Station ist fast fertig. Das Grundstück hinter dem Deich am Dorfrand ist noch naturbelassen. (Foto: Henning Baudler)
Planktonkompartimente im Zingster Strom im gemeinsam mit der Universität Kiel durchgeführten Experiment ROKI 1991 (Foto aus dem Nachlass von Ulrich Schiewer)

Im Vergleich zu den bisher portraitierten Wissenschaftlern ist unsere Biologische Station noch ein "Kind". Auch im Vergleich zu anderen größeren Feldstationen, wie der Biologischen Station Helgoland (gegr. 1892), Hiddensee (1930) oder Neunzehnhain (1959), ist die Zingster Station jung. Sie wurde erst 1977 feierlich eröffnet, ist damit in diesem Jahr 35 Jahre alt, also  im "besten Alter".

Nur wenige Biologische Stationen überhaupt wurden für Forschungsarbeiten gegründet. Das waren zusätzlich zu den oben genannten noch arbeitenden Einrichtungen die Biologische Station Plön (1891-2007), die limnologische Flussstation Schlitz (1951-2006) und in Österreich die Biologische Station Lunz (1905-2003). Die meisten Feldstationen widmen sich jedoch dem Natur- oder Artenschutz.

Während der 5. Konferenz der Ostseeozeanographen 1970 entstand die Idee, eine Feldstation für die Universität Rostock zu bauen. Ein Grundstück war 1971 gekauft worden.1976 erfolgte die Erweiterung auf die heutige Größe, so dass es sogar das aktuelle Entwicklungskonzept für die Biologische Station voll unterstützt. Messkabel und die Durchflussleitung für Boddenwasser ins Labor wurden verlegt. Das Hauptgebäude wurde von 1972 bis 1976 weitgehend in Eigenleistung der Hochschullehrer, Wissenschaftler, technischen Mitarbeiter und der Studierenden gebaut. 

Hydrologisch wurden die Bodden südlich des Darß und des Zingst 1958 mit der Gründung des Maritimen Observatoriums Zingst der Universität Leipzig erforscht. Biologische und chemische Untersuchungen begannen 1969 als tägliches Monitoringprogramm im Zingster Strom durch die Universität Rostock. Damit haben wir eine der längsten hydrologischen Datenreihen und sehr wahrscheinlich auch eine der dichtesten und lückenlosesten chemisch-biologischen Langzeitreihen Deutschlands im aquatischen Bereich.

1979 wurde die Gammarus als Forschungsschiff in Dienst gestellt. Die grundlegende Veränderung der Mess- und Datentechnik (ab 2002 und wieder 2011), die Sanierung der Unterkünfte und Sanitäranlagen (ab 2000) sowie ein weiterer Schiffsneubau, die Nauplius (2011), sicherten die Station als attraktive Basis für Forschung und Lehre in Ökologie und Meeresbiologie.

Rhena Schumann

Quellen

[1] G. Schlungbaum: 10 Jahre Laborstation der Sektion Biologie der Wilhelm-Pieck- Universität Rostock – ein Überblick zur Entwicklung der Station für Aufgaben in der Forschung, der Lehre und der Weiterbildung sowie für volkswirtschaftliche Entscheidungen. In: Wiss. Z. Univ. Rostock, Math. Nat. R. 37 (1988) 3 – 5.

[2] R. Schumann und U. Karsten: Entwicklungskonzept für die Biologische Station Zingst der Universität Rostock. Rostock, 2010.