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Paul Kunze und die Kernphysik in Rostock
Im Wintersemester 1936/37 übernimmt Paul Kunze, einer der Mitbegründer der modernen Physik, als Nachfolger von Christian Füchtbauer (1877-1959) die Leitung des Rostocker Physikalischen Instituts. Hier in Rostock erforscht er in den 1930er Jahren die Kernreaktionen kosmischer Strahlen mit Atomen der Atmosphäre.
1957 schenkt die "Institutsbesatzung" ein Fotoalbum mit folgender Widmung: "Unserem verehrten Chef Herrn Prof. Dr. Kunze zum 60. Geburtstag". Es enthält Aufnahmen aller Räume des Instituts und der darin tätigen Personen. Aus Anlass der 100-Jahr-Feier des Physik-Gebäudes am Universitätsplatz 3 im Jahre 2010 werden alle Fotos des Kunze-Albums digitalisiert. Sie sind nun beschriftet und in Zusammenarbeit mit dem Verein Physik–Alumni Rostock in einer Posterserie zusammengestellt worden. Diese ist im kleinen Hörsaal am Universitätsplatz 3 ausgestellt und damit für alle Interessenten zugänglich.
Das Originalbuch und eine weitere Version dieser Sammlung von Erinnerungsfotos aus dem Nachlass von Otto Fiedler befinden sich im Besitz des Instituts für Physik.
Informationen zum Lebenslauf von Paul Kunze, der als Sohn eines Kaufmanns am 02.11.1897 in Chemnitz geboren wurde und am 06.10.1986 in Dresden verstarb, findet man im Catalogus Professorum Rostochiensium [1].
Dr. Walter Mehnert (1924-2006), ein Schüler und langjähriger Mitarbeiter Kunzes in Rostock, berichtet 1991 aus persönlicher Sicht über die kernphysikalischen Forschungen in Rostock [2]: "Im Mittelpunkt seiner [Kunzes] wissenschaftlichen Interessen stand die Ermittlung der Energieverteilung der kosmischen Partikel, und seine Apparatur [die Wilsonsche Nebelkammer] war ganz auf dieses Ziel ausgerichtet. Besonderer Wert wurde auf ein starkes, über die ganze Nebelkammer homogenes Magnetfeld gelegt."
Ein weiterer Schüler Kunzes ist Prof. Otto Fiedler (1931-2013, s. CPR [3]), der 1957 seine Physik-Diplomarbeit bei Kunze in Rostock schreibt und danach (1966) seinen Dr. rer. nat zum Thema Experimentelle Bestimmung von Wirkungsquerschnitten der Fusionsreaktionen Li6(p,αlpha)He3 und Li7(p,αlpha)He4 bei kleinsten Energien an der TU Dresden erlangt.
Im Sommer 1958 verlässt Paul Kunze Rostock und wird Professor an der 1955 gegründeten Fakultät für Kerntechnik an der Technischen Universität Dresden (bis zur Schließung des Instituts für experimentelle Kernphysik und seiner gleichzeitigen Emeritierung 1962).
Reinhard Mahnke
Quellen
[1] Eintrag von Paul Kunze im Catalogus Professorum Rostochiensium Paul Kunze: purl.uni-rostock.de/cpr/00002329.
[2] W. Mehnert: Paul Kunze und die kernphysikalischen Forschungen am Physikalischen Institut. In: Beiträge zur Geschichte der Universität Rostock, Heft 17, 1991, S. 72–82.
[3] Eintrag zu Otto Fiedler im Catalogus Professorum Rostochiensium Otto Fiedler: purl.uni-rostock.de/cpr/00001413.