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Peter Becker – Mathematiker und Theologe

Porträtbild von Peter Becker (Foto: UAR).
Porträtbild von Peter Becker (Foto: UAR).

Während des Dreißigjährigen Krieges ließ sich die aus Westfalen stammende Kaufmannsfamilie Becker in Rostock nieder. Die Beckers bildeten in Mecklenburg recht schnell ein weit verzweigtes Geschlecht von Akademikern, das seit dem siebzehnten Jahrhundert zahlreiche evangelische Pastoren, Hochschullehrer und Ärzte hervorgebracht hat. Als  „Stammvater“ des Geschlechts gilt der Rostocker Mathematikprofessor Hermann Becker (1632 -1681). An seinen Sohn, Peter Becker, geboren  am 3. November 1672 in Rostock, wird in diesem Beitrag erinnert.

Peter Becker erhielt frühe Förderung durch Privatlehrer. Nach dem Tod des Vaters 1681 besuchte er Schulen  in Rostock und Anklam, bevor er am 12.06.1690 an der Universität Rostock immatrikuliert wurde. Hier studierte Becker bis 1692 Theologie und Mathematik.

Zwischen 1692 und 1694 fand er Anstellung als Hauslehrer bei seinem Verwandten Gottfried Becker (1634-1704), einem promovierten Juristen und Bürgermeister im ostfriesischen Esens. Eine zweite Hauslehrerstelle bei einem Mecklenburger Edelmann gab er auf, nachdem dessen Zögling auf ihn geschossen hatte.

Zurückgekehrt an die Universität Rostock erwarb er am 26. Mai 1696 die Magisterwürde der Philosophischen Fakultät, lehrte dort bereits im Wintersemester 1696/97 als Privatdozent und wurde am 14. November 1697 zum rätlichen ordentlichen Professor der Niederen Mathematik berufen. Er ist auf dieser Professur direkter Nachfolger seines Vaters. Mit einer 16-jährigen Vakanz der Stelle hatte die Rostocker Bürgerschaft, die nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Ende der Hanse ohnehin verarmt war, die Mittel für diese rätliche Professur bis zu diesem Zeitpunkt gespart.

1700 heiratete er Margarethe Cecilie Tielcke, Tochter eines Rostocker Bürgermeisters (aber nicht des ersten Bürgermeisters) Johann Joachim Tielcke (1648-1724). Neben seiner Professur leitete er zwischen 1701 und 1714 als Rektor die Rostocker Stadtschule (1580-2005), bevor er 1714 das Archidiakonat der Jacobi-Kirche übernahm. Damit war er neben seinem Bruder, dem Pastor  Heinrich Becker (1662-1720), zweiter ordinierter Theologe von St. Jacobi. Nach dem Tod des Bruders wurde er 1721 selbst Pastor von St. Jacobi und schließlich ab 1732 Director Ministerii und damit oberster Vertreter der Geistlichkeit der Stadt mit juristischem Einfluss auf die öffentliche Moral sowie auf geistige und geistliche Inhalte der theologische Wissenschaft und des kirchlichen Lehramts.

Zwar war Becker in den Jahren 1715 und 1723 Rektor der Universität, doch ließ er sich seit 1724 in seinen Vorlesungen durch seinen Neffen Johann Hermann Becker (1700–1759) und später von seinem Sohn Johann Peter Becker (1714–1757) vertreten. Als wissenschaftliche Arbeit erschien u.a. 1738 eine Beschreibung des von ihm beobachteten Sonnendurchgangs des Merkurs am 11. November 1736. Seit 1733 Senior der Universität, beging er 1747 sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Peter Becker starb am 25. November 1753 in Rostock.

Auf Vorschlag von Frau Elvira Pfitzner (Rostock) an Prof. Dr. Ralph Neuhäuser (Jena) und in Abstimmung mit dem Kleinplaneten-Entdecker und Amateurastronom Dr. André Knöfel (Berlin) erhielt der Kleinplanet Nr. 365739 am 12.01.2015 den Namen "Peterbecker".

Andreas Straßburg

Quellen

[1] Eintrag zu Peter Becker im Catalogus Professorum Rostochiensium: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00001303.
[2] Matrikelportal Rostock: matrikel.uni-rostock.de/gnd/124518184
[3] Etwas von gelehrten Rostockschen Sachen, Für gute Freunde; Andres Jahr, MDCCXXXVIII.  S.760-62.
[4] J. B. Krey: Andenken an die Rostockschen Gelehrten aus den drei letzten Jahrhunderten. Rostock 1816.
[5]  W. Engel: Mathematik und Mathematiker an der Universität Rostock 1419 – 2004, Rostocker Mathematisches Kolloquium 60, Rostock, 2005.