KALENDERBLATT APRIL 2015

Professor Dr. rer. nat. habil. Ludwig Spannhof - Professor für Zoologie und Tierphysiologie 1960 – 1990

Ludwig Spannhof im Labor in den 1960er Jahren (Foto: aus Beständen des Zoologischen Institutes).
Feierlichkeiten im Zoologischen Institut - Hanne-Lore Kreutzmann (1938-1986) neben Ludwig Spannhof, der ein Bierfass ansticht (1970er Jahre) (Foto: aus Beständen des Zoologischen Institutes).

Professor Ludwig  Spannhof, einer der renommiertesten Rostocker Biologen, wäre am 17.5.2015 90 Jahre alt geworden.  Er studierte in Halle, Jena und Berlin Biologie. Nach der Habilitation in Berlin wurde er 1960 als Nachfolger von Josef Spek als Professor für Zoologie nach Rostock berufen. Hier forschte er zunächst über Zellphysiologie und  Histochemie/Histologie von tierischem Gewebe. Die Zeit von 1960 bis etwa 1970 war eine schwierige Zeit, weil sowohl die Lehre als auch das Institut selbst umgestaltet bzw. umgebaut werden mussten. Die Kollegen Ernst-Albert Arndt und Heinz Penzlin waren dabei maßgeblich beteiligt. In dieser Zeit waren auch für ihn noch Kontakte mit westlichen Wissenschaftlern und gelegentliche „West“-Aufenthalte möglich; was nach 1970 unterbunden wurde. Nach der  Dritten Hochschulreform sollten sich in den Jahren 1968-70 alle Rostocker Biologen  fortan der marinen Biologie zuwenden. Sowohl weltweit anerkannte als auch aufstrebende Forschungsgebiete mussten aufgegeben werden. So wurde u. a. verfügt, die sehr erfolgreiche  Forschung am pflanzlichen Hormon Auxin (Eike Libbert) zu beenden und die Genetik/Molekularbiologie (Erhard Geißler) wurde „wegrationalisiert“. Prof. Spannhof wurde gezwungen, sich der  Fischphysiologie zu widmen. Es gelang ihm trotzdem, zahlreiche, vielbeachtete Arbeiten zu veröffentlichen. In diese Zeit fällt auch die Etablierung von drei zoologischen Lehrstühlen, Tierphysiologie, Fischereibiologie und Meeresbiologie, an der Universität Rostock. Ludwig Spannhof wurde ab 1969 erster Lehrstuhlinhaber für Tierphysiologie.

Professor Spannhof war ein engagierter Hochschullehrer. Seine Vorlesungen  waren anschaulich und sehr informativ. Ich habe ihn als jungen Mann in Erinnerung, der sehr freundlich aber manchmal auch drastisch war. Er war von der Statur her nicht groß und schlank und wurde allgemein liebevoll „der kleine Lu“ genannt. Damals gab es noch wenige Studenten, und er kannte alle. Viele Diplom- und Doktorarbeiten wurden von ihm initiiert und betreut. Etwa 160 Publikationen, einschließlich Bücher, ungefähr 40 Dissertationen und 10 Habilitationen gehen auf ihn zurück.                

Obwohl (wie die meisten Rostocker Biologie-Professoren) nie SED-Mitglied, wurde er 1986 Direktor der Sektion Biologie. Er tat, was er konnte, um etwas zu erreichen. Das war jedoch nicht einfach, er musste diplomatisch sein. Im Jahre 1990 emeritierte er.

An seinem 80. Geburtstag fand für ihn ein Ehrenkolloquium in der Aula der Universität statt. Viele seiner früheren Mitarbeiter hielten dort Vorträge und würdigten ihn und seine Arbeit. Professor Spannhof hatte sich da schon mit seiner Frau Ingrid nach Prerow/Darß zurückgezogen, war aber weiterhin wissenschaftlich tätig und wurde oft von seinen ehemaligen Mitarbeitern besucht.  

Am 26. April 2007 starb Professor Spannhof im Alter von fast 82 Jahren.

Edda Siegl

Quellen

[1] L.: Nachrichten aus der Familie Spannhof, Teil III. Bülten Verlag, Kückenshagen, 2005.
[2] Eintrag von "Ludwig Spannhof" im Catalogus Professorum Rostochiensium, URL: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00000823.