KALENDERBLATT MÄRZ 2016

Konrad Pegel – Mathematiker zu Zeiten der Reformation

Der Ratsherrensohn Konrad Pegel wurde 1487 in Wismar geboren.  1505 an der Universität Rostock immatrikuliert, erwarb er 1507 nach dem Grundlagenstudium den Grad des Baccalaureus und 1509 - nach dem Studium der artes liberales – den Titel magister artium. Bereits 1508 war er Leiter der Regentie Porta Coeli (Zur Himmelspforte) und lehrte am zugehörigen Pädagogium, wo er künftige Studenten beauf­sichtigte und auf ein Studium vorbereitete. Diese Gebäude lagen zwischen der heutigen Breiten Straße und der Pädagogienstraße.

Matrikeleintrag Pegels an der Universität Rostock, 15.4.1505 (Quelle: [1]).
Matrikeleintrag Pegels an der Universität Rostock, 15.4.1505 (Quelle: [1]).

Seinem pädagogischen Geschick, seiner Herkunft, vor allem seiner humanistischen Gesinnung waren es zu verdanken, dass ihn 1514 Heinrich V. (der Friedfertige), Herzog von Mecklenburg (1479–1552), zum Erzieher seines Sohnes Magnus (1509–1550) nach Schwerin berief.

Pegels Gesinnung war durch seinen universitären Lehrer, den Magister und Priester Nikolaus Rutze (1450?-1514?), geprägt worden, der waldensisch-hussitische Lehren vertrat und heftig gegen Heiligen­dienst, Ablass und Steuerfreiheit der Geistlichkeit predigte.

Als 1516 der päpstliche Ablasshändler Giovanni Angelo Arcimboldi  (1485-1555) durch Mecklenburg zog, wandte sich Pegel mit einer seinem Zögling Magnus gewidmeten Schrift „Dialogus Theophili ac Archiae“ – einem klassisch-philosophischen Dialog über die Buße – gegen die Praktiken des Ablasshandels und empfahl einen reforma­torischen Weg [2].

Diesem Weg folgte er selbst und erhielt 1520 vom Herzog die Erlaubnis, an die Alma Mater Leucorea nach Wittenberg zu Luther zu gehen. Dort am 29. November 1520 immatrikuliert, ist es durchaus wahrscheinlich, dass er unter den vielen Studenten war, die an der Verbrennung der päpstlichen Bann-Bulle durch Luther am 10.12.1520 teilnahmen.

Matrikeleintrag Pegels in Wittenberg, 29.11.1520 als Magister und gleichzeitig Domherr zu Rostock (Quelle: [3]).
Matrikeleintrag Pegels in Wittenberg, 29.11.1520 als Magister und gleichzeitig Domherr zu Rostock (Quelle: [3]).

Inzwischen wehrten sich in Rostock die in Mehrzahl konservativen, katholischen Professoren, Dom- und Ratsherren gegen die voranschreitende Reformation. Das bekam auch Joachim Slüter (1490-1532) - ab 1523 Priester an St. Petri - zu spüren, fand aber Schutz durch Konrad Pegel, "der ihm in großer Not beistand"und als Gönner Slüters galt [4].

Mit den sinkenden Immatrikulationszahlen von durchschnittlich 30 auf null drohte der Niedergang der Universität. Herzog Heinrich und sein Sohn Herzogbischof Magnus versuchten, dies durch Rücksendung Pegels vom Hofe an die Universität zu verhindern. Pegel wurde zum Professor für Astronomie und Mathematik berufen (und Professor für Rhetorik) und wirkte bis zum Lebensende 1567 für die humanistische Erneuerung der Universität und den Fortgang der Reformation in Rostock.

Konrad Pegel bekleidete zwischen 1538 und 1565 zehnmal das semesterweise wechselnde Rektorat der Universität und war insbesondere erster Lutheraner in diesem Amt.

Die Mathematik und Astronomie las er nach Boëthius (um 480–um 526) (Quadrivium: Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie), nach dem deutschsprachige Elementarlehrbuch der Astronomie sphaera materialis von Konrad Heinfogel (?–1517) und nach Euklid I-IV (Geometrie von Dreiecken und Parallelogrammen; Geometrische Algebra; Kreisgeometrie; reguläre Vielecke) [4].

Spät verheiratet, hatte Pegel doch 5 Kinder, darunter Sohn Magnus (1547-1619), der als Mathematikprofessor in Helmstedt und Rostock wirkte und als verkannter Leonardo von Mecklenburg gilt.

Andreas Straßburg

Quellen

[1] Eintragung im Rostocker Matrikelportal: http://purl.uni-rostock.de/matrikel/100008234

[2] A. Hofmeister: Conrad und Magnus Pegel. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock 4 (1907) 4, S. 55 – 62.

[3] C. E. Foerstemann: Album Academiae vitebergensis ab a. Ch. MOll usque ad a. M OCLX (1502-1560) Carolus Tauchnitius. Lipsiae (Leipzig) 1841.

[4] K. Krause: Allgemeine deutsche Biographie, Bd. 25, Ovens - Philipp, Leipzig, 1887.

[5] Eintrag zu Konrad Pegel im Catalogus Professorum Rostochiensium: purl.uni-rostock.de/cpr/00001089