KALENDERBLATT AUGUST 2018

40 Jahre Landespilzausstellungen im Botanischen Garten der Universität Rostock

Veranstaltet vom Botanischen Garten der Universität Rostock in Kooperation mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales MV und dem Gesundheitsamt Rostock wird die Ausstellung traditionell am letzten Wochenende im September auf dem Freigelände an der Hamburger Straße durchgeführt. Im Vordergrund stehen die Präsentation der Formenvielfalt dieser Organismengruppe aus unserer Region und die Aufklärung über die Essbarkeit und Giftigkeit von Pilzen.

Die erste Pilzausstellung 1978 wurde von der damaligen Kustodin, Frau Dr. Isolde Geißler (1932-2009) initiiert. Das Sammeln der Pilze für die ersten Ausstellungen erfolgte durch den Kreisnaturschutzbeauftragten und Pilzberater Joe Duty (1931 – 1990) mit seiner mykologischen Arbeitsgemeinschaft, den Biologen Dr. Kell (1937 - 2014) mit Studenten und Kollegen der Sektion Biologie und den Mitarbeitern des Botanischen Gartens. Später waren es vor allem die ehrenamtlichen Pilzberater, welche die Pilze in den Wäldern um Rostock sammelten, sie bestimmten, den Aufbau und die Betreuung der Ausstellungen übernahmen. Unterstützt wurden sie dabei von den Mitarbeitern des Botanischen Gartens.

Waren es zunächst nur wenige Pilzarten, 1978 etwa 31, so werden gegenwärtig ca. 250 bis 350 Arten, je nach Pilzaufkommen, ausgestellt. Nur einmal, im Jahr 2002, musste die Ausstellung wegen extremer Trockenheit ausfallen. Die Ausstellungen wurden in den vergangenen 40 Jahren von ca. 111 000 interessierten Bürgen besucht. Sie gehört heute zu den größten Freilandausstellungen Deutschlands.

War es anfangs eine reine Pilzlehrschau, so wurden durch die besonderen Aktivitäten des Technischen Leiters, Bernd Springer, der Kustoden, Dr. Johannes Nauenburg (1951 -2010) und Dr. Dethardt Götze, und der Pilzberater das Programm für die Pilzausstellung kontinuierlich erweitert. Dazu gehören das Anlegen eines Pilzlehrpfades, Pilzquiz für Kinder und Erwachsene, Bastelmöglichkeiten mit Naturmaterialien, Pflanzenbasare, Pilzbuchverkauf, Ausstellung von Pilzbriefmarken und Pilzkarikaturen, Färben von Wolle und Seide mit Pilzen, Malen und Schreiben mit echter Tintlingstinte, das Erkennen von typischen Pilzgerüchen an einem Geruchstisch, Aufstellung vieler Informationstafeln über Pilzvergiftungen, den Einsatz von Pilzen in der Heilkunde, Verwechslungsmöglichkeiten (Doppelgänger) und Verbrauchertipps.

Einen besonderen Beitrag stellten die Führungen von Schulklassen am Montag nach der Pilzausstellung durch die Pilzberater in den Jahren von 1998 – 2011 dar. Nach anfänglich großer Beteiligung der Schulen ließ die Nachfrage an dieser Veranstaltung nach, so dass dieser wesentliche Beitrag zur Pilzaufklärung der Schüler leider eingestellt werden musste.

Großen Zuspruch finden während der zweitägigen Pilzausstellung die gleichzeitig durchgeführten Pilzberatungen. Die im Auftrag des Gesundheitsamtes ehrenamtlich tätigen Rostocker und Doberaner Pilzberater sichten das von den Pilzsammlern mitgebrachte Pilzmaterial und gruppieren es in „essbar“, „ungenießbar“ und „giftig“. Dabei geben sie wertvolle Tipps zum Sammeln und Verarbeiten.

Ria Bütow

Impression von der Pilzausstellung im September 2017 (Foto: R. Bütow).
Impression von der Pilzausstellung im September 2017 (Foto: R. Bütow).
Die Krause Glucke (Sparassis crispa) kommt hauptsächlich an Stümpfen und Wurzeln von Kiefern vor (Foto: R. Bütow).
Die Krause Glucke (Sparassis crispa) kommt hauptsächlich an Stümpfen und Wurzeln von Kiefern vor (Foto: R. Bütow).

Quelle:

V. Kell: Die Landespilzausstellung öffnet zum 30. Mal ihre Pforten, Text aus privatem Nachlass, 2008.