KALENDERBLATT OKTOBER 2014

Adolf Heydweiller eröffnet 1910 das neue Physik-Institut

Die Physik als eigenständige Disziplin etabliert sich an der Universität Rostock durch die Berufung von Ludwig Matthiessen  auf die 1874 neu geschaffene ordentliche Professur für Physik, der späteren Experimentalphysik. Sein Amt übt Matthiessen bis 1905 aus. Sein Nachfolger wird 1906 Conrad Dieterici (1858 –1929), der aber, unzufrieden wegen des ausstehenden Institutsneubaus, 1907 Rostock in Richtung Kiel verläßt. Danach kommt Adolf Heydweiller (1856 –1925) als ordentlicher Professor für (Experimental-)Physik nach Rostock.
Adolf Heydweiller (geb. 15.01.1856 in Krefeld, gest. 31.12.1925 in München) studiert Physik in Hannover, Leipzig, Berlin und Gießen. Nach seiner Promotion und Habilitation an der Universität Würzburg kommt Heydweiller über die Etappen Straßburg (Priv.-Doz.), Breslau (ao. Prof.) und Münster (o. Prof.) nach Rostock [1] mit dem Ziel, den Neubau des Physikalischen Instituts nahe der Wallanlagen in Betrieb zu nehmen [2].

Professor Adolf Heydweiller (Foto: [2]).
Professor Adolf Heydweiller (Foto: [2]).
Baurat Hermann Schlosser (Foto: mit freundlicher Genehmigung der Familien Rotter und Szigat).
Baurat Hermann Schlosser (Foto: mit freundlicher Genehmigung der Familien Rotter und Szigat).

Prof. Adolf Heydweiller übernimmt 1910 von Baurat Hermann Schlosser den Neubau des Physikalischen Instituts am Rostocker Universitätsplatz (Blücherplatz). Wird im Kalenderblatt zu Richard Wachsmuth sein Aufsatz Das Physikalische Institut aus dem Jahre 1901 zitiert, so ist damit das erste Institutsgebäude auf dem Hof des Universitätshauptgebäudes (Anschrift: Kröpeliner Str. 2) gemeint. Dieses Haus wird von Studenten und Mitarbeitern der Physik (auch der Chemie) bis zuletzt genutzt und dann im Januar 2006 abgerissen. Im Palaisgarten (zwischen den Wallanlagen und Blücherplatz, heute Universitätsplatz) entsteht von 1908 bis 1910 der „wohlgelungene Bau des Physikalischen Instituts zu Rostock“ von Baurat Hermann Schlosser, dessen Porträt aus dem Privatarchiv der Enkelinnen Ingrid Rotter [3] und Gisela Szigat stammt. Ein gerahmtes Schlosser-Foto hängt seit 2001 auf Initiative von Professor Burkhard Kramp im Erdgeschoss der Rostocker HNO-Klinik Otto Körner in der Doberaner Straße, einem Gebäude von Baurat Schlosser aus dem Jahre 1899. Im Januar 1910 konzipiert Adolf Heydweiller die Inneneinrichtung des Physik-Instituts und übernimmt danach am 26.08.1910 das Gebäude in der heutigen Form. Die Jubiläumsfeier „100 Jahre Physikalisches Institut 1910 – 2010“ findet am 26. Juni 2010 mit vielen ehemaligen und gegenwärtigen Studenten und Mitarbeitern statt. Eine Festschrift erscheint aus diesem Anlass als Heft 28 der sog. Silberreihe [2]. Ein Uni-Podcast (https://www.youtube.com/watch?v=Ho-Km8C0mtU) verbindet Tradition und Innovation an der Universität Rostock. Runde Jubiläen bieten die Möglichkeit der Rückschau auf bemerkenswerte Abschnitte der Wissenschaftsgeschichte, hier der Rostocker Physik. Adolf Heydweiller liefert umfassenden Beiträge zu den physikalischen Eigenschaften von Lösungen in ihren Zusammensetzungen (Annalen der Physik, 1909 –16); zu dessen Einordnung in die Elektrolytforschung siehe [4].

Reinhard Mahnke

Quellen

[1] Eintrag von Adolf Heydweiller im Catalogus Professorum Rostochiensium Adolf Heydweiller: http://purl.uni-rostock.de/cpr/00002336
[2] R. Mahnke, F. Mitschke: 100 Jahre Physikalisches Institut 1910 – 2010. In: Beiträge zur Geschichte der Universität Rostock, Heft 28, 2010.
[3] Matrikelportal Rostock Ingrid Rotter, geb. Schlosser: matrikel.uni-rostock.de/id/510033768
[4] W. Ebeling u. a.: Zur Geschichte der Elektrolytforschung an der Universität Rostock. In: Wiss. Zeitschr. WPU Rostock 25 (1976) S. 111 –119.